Website: www.zeitzmocaa.museum
ArtKiss-Besuch: 13.12.2019
Mit der Ausstellung „Here We Are Today. Das Bild der Welt in Foto- & Videokunst“ eröffnet das Bucerius Kunst Forum die neuen Räume am Alten Wall. Im Zentrum der Schau stehen hochaktuelle Fragestellungen unserer globalisierten Gesellschaft. Die knapp 80 gezeigten Fotografien und sieben Videos konzentrieren sich auf die Themen Identität, Heimat, Vergangenheit, Verbrechen und Kapital.
Kaum ein Begriff wird gegenwärtig so instrumentalisiert wie jener der Identität. Die Fragen nach dem Eigenen und dem Fremden, nach unseren Werten und unserer Identität sind allgegenwärtig. Identitätsfragen lassen sich auch als Symptome für gesellschaftliche Umbruchsituationen verstehen, die in den ausgestellten Fotoserien und Videoarbeiten teils sehr persönlich, teils allgemeingültig verhandelt werden.
Der Heimatbegriff im modernen Sinne ist im 19. Jahrhundert entstanden als Gegenentwurf zur Industriegesellschaft, als Sehnsuchtsort. Und auch dieser Sehnsuchtsort wurde und wird nicht selten politisch instrumentalisiert. Der Begriff Heimat wird verbunden mit Geborgenheit, Sicherheit, Zugehörigkeit. Im besten Sinne ist noch Raum für Andere und für Unbekanntes, doch oft genug wird das Fremde als Bedrohung erlebt.
Wie lassen sich Verbrechen gegen Völker oder Volksgruppen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen? Kunst kann dies abstrakt oder an Einzelschicksalen, ganz nah oder aus weiter Ferne. Insbesondere die Foto und Videokunst kann sichtbar machen, was anderswo unsichtbar bleibt. Ein Beispiel in der Ausstellung sind die Arbeiten „Untitled (Reaper Drone)“ von Trevor Paglen. Beim genauen Betrachten der Fotos offenbart sich, dass die scheinbar schönen Himmelslandschaften von kleinen Punkten durchzogen sind – militärische Drohnen, mit denen aus großer Entfernung Menschen getötet werden.
Kapital ist in der bildenden Kunst schon sehr lange Thema und Motiv. Doch längst ist die Kunst selbst ein eigener Faktor auf dem Kapitalmarkt geworden. Dennoch gibt es zahlreiche zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen, die sich kritisch mit dem Thema Kapital auseinandersetzen. So zeigt etwa die Arbeit „Permanent Error“ von Pieter Hugo das Gefälle zwischen Privilegierten und Abgehängten in unserer globalisierten Welt. Seine Fotos sind entstanden in Agbogbloshie – einer Müllhalde für auch legal eingeführten Elektroschrott in der ghanaischen Hauptstadt Accra und einem der am meisten kontaminierten Orte der Welt. Deutlich wird, wie die Konsumgesellschaft ihre Opfer fordert, oft auf der anderen Seite der Erde.
Mit diesen fünf Themen – Identität, Heimat, Vergangenheit, Verbrechen und Kapital – werden die Besucherinnen und Besucher in der Ausstellung immer wieder konfrontiert. Dabei sind die einzelnen Themenbereiche alle eng miteinander verwoben und inhaltlich nicht immer scharf voneinander zu trennen.
Jede der gezeigten Arbeiten ist das Mosaikteil einer Antwort auf die Frage: Wo stehen wir heute?
Ausstellungsdauer: 07.06.2019 bis 29.09.2019
Website: www.buceriuskunstforum.de
ArtKiss-Besuch: 22.06.2019
Die Londoner Timothy Taylor Galerie zeigt derzeit die neuesten Arbeiten des renommierten amerikanischen Malers Alex Katz. Die Werkserie großformatiger Gemälde nennt sich „Coca-Cola Girls“ – inspiriert von den Coca-Cola-Girls aus der Werbung des Unternehmens von 1890 bis 1960.
Die Coca-Cola-Girls galten als ein Ideal der amerikanischen Frau. Anfänglich wurden sie zurückhaltend dargestellt, dann aber während der Zeit des 1. Weltkriegs und der Ära der Pin-Up-Bilder weiterentwickelt zu Servicefrauen in Uniform und athletischen, sorgenfrei wirkenden Frauen. Präsentiert wurden die Bilder in der Vor-Fernseher-Zeit in Form von Wandabziehbilder und großformatigen Werbetafeln, welche die amerikanischen Stadtlandschaften erheblich prägten.
Für Katz verkörpert diese optimistisch wirkende Figur auch Nostalgie. Katz versucht in diesen neuen Gemälden, Posen des Balletts und Momente dynamischer Sequenzen einzufangen. Dazu hat er eine besondere Renaissance-Technik mit dem Namen „Pouncing“ verwendet: Schablonenartige Figuren auf braunem Papier werden auf die Oberfläche des Gemäldes geklebt. Die Umrisse werden mit einem Werkzeug punktiert und dann Farbe durch die Löcher gedrückt, um die Umrisse zu markieren.
Jedem, der sich keines der 400-750.000 € teuren Originale leisten kann, sei gesagt, dass in Kürze auch eine Druckedition mit Motiven dieser Serie angeboten wird, die in einer Auflage von 60 sicher erschwinglicher sein wird.
Ausstellungsdauer: 02.11.2018 bis 21.12.2018
Website: www.timothytaylor.com
ArtKiss-Besuch: 13.12.2018
Die Spanne in der Dauerausstellung 20. Jahrhundert reicht von Meisterwerken der Malerei über ausdrucksstarke Skulpturen und dreidimensionale Objekte bis hin zu Fotoarbeiten und bekannten Klassikern der Designgeschichte. So entsteht ein umfassendes Bild der Kunst- und Stilgeschichte der letzten 100 Jahre.
Schwerpunkt der nach dem Zweiten Weltkrieg begründeten Sammlung sind Werke des Expressionismus und des Bauhauses. Zu den bekanntesten Exponaten zählt Ernst Ludwig Kirchners beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs gemaltes „Selbstbildnis als Trinker“.
Ernst Ludwig Kirchner: Selbstporträt als Trinker, 1914 Foto: GNM, Monika Runge
Auch Künstler, die sich trotz des Verdikts „entarteter Kunst“ nicht dem nationalsozialistischen Diktat unterwarfen, sind vertreten, wie Gerhard Marcks, Ernst Wilhelm Nay oder Fritz Winter.
In den 1960er Jahre lehnte sich im Osten wie Westen eine junge Künstlergeneration gegen die Weltanschauungen der Nachkriegsgesellschaft auf. Hiervon zeugen Arbeiten von Joseph Beuys und Wolf Vostell oder Fotografien von Ute Klophaus, die zahlreiche Kunstaktionen im Bild festhielt. Die Fluxusvertreter verstanden Kunst wie die Dadaisten als Kommunikator gesellschaftlicher Fragen und waren darin wegweisend für viele nachfolgende künstlerische Konzepte.
Lösgelöst von der Dauerausstellung sind in einem anderen Museumsteil diese beiden Bilder in Erinnerung geblieben:
Gemäldegalerie – Johann Michael Bretschneider
Darstellung eines Gemäldekabinetts – Christian Wilhelm Ernst Dietrich
Ausstellungsdauer: dauerhaft
Website: www.gnm.de
ArtKiss-Besuch: 27.07.2018
Die Affordable Art Fair öffnete zum sechsten Mal ihre Tore und 80 lokale, nationale und internationale Galerien präsentierten Zeitgenössische Kunst in der Messe Hamburg.
Am meisten war ArtKiss von der Kunst von Leonardo de Lafuente überrascht, die bei Vijion aus Südtirol ausgestellt wurde:
Weitere Impressionen der Messe:
Messedauer: 16.11.2017 bis 19.11.2017
Website: affordableartfair.com/hamburg
ArtKiss-Besuch: 17.11.2017
ArtKiss-Wertung:
Der Kunstverein in Hamburg zeigt zu seinem 200. Jubiläum eine Einzelausstellung von Wolfgang Tillmans mit einer neuen Arbeit, die – konsequent aus den vergangenen 30 Jahren seines Schaffens entwickelt – die verschiedenen Aspekte seines Werks und seines Denkens in ein räumliches Ganzes überführt, das erstmalig nicht hauptsächlich von der Fotografie getragen ist.
WOLFGANG TILLMANS, There were 30 years between 1943 and 1973. 30 years from 1973 was the year 2003, 2004 Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne, Maureen Paley, London, David Zwirner, New York
Für den Kunstverein in Hamburg realisiert Tillmans eine raumfüllende Installation, die vom Ort ausgehend den speziellen Charakter der benachbarten alten Markthalle wie auch deren außenliegenden urbanen Kontext zum Ausgangspunkt nimmt, um sein zunehmend gesellschaftspolitisches Engagement neu zu artikulieren. Raum und skulpturales Denken sind, wie gerade in den präzise inszenierten Ausstellungen der letzten Jahre deutlich wird, ein zentrales Element im Werk von Wolfgang Tillmans und erfahren hier eine neue Dringlichkeit.
Speziell für den Kunstverein hat er eine Vier-Kanal-Soundarbeit geschaffen, die seiner Beobachtung zu Grunde liegt, dass „wenn ich im großen Saal stehe, ich immer eine sehr starke akustische Wahrnehmung der Außenwelt, Straße und Schiene, habe, gerade weil ich diese durch die hohen Fensteransätze nicht sehen, sondern nur hören kann“. Der Anspruch seiner Fotografie wird auf die Medien Sound und Video übertragen, welche kombiniert werden mit den Tischen Truth Study Centre (Time / Mirrored), die die Idee des Ausstellungstitels, der Spiegelung von historischen Zeitabständen, in einzelnen auf Papier gedruckten Sätzen fortsetzen.
WOLFGANG TILLMANS – Zwischen 1943 und 1973 lagen 30 Jahre. 30 Jahre nach 1973 war das Jahr 2003., Ausstellungsansicht /exhibition view, Kunstverein in Hamburg, 23.9 – 12.11 Copyright: Kunstverein in Hamburg
Die Präsenz einer kleineren Anzahl großformatiger, bisher ungezeigter Fotografien signalisiert, dass der Künstler, sich nicht von der Fotografie abwendet, sondern die oben beschriebenen Denkprozesse auch in der Befragung seines angestammten Mediums weiterverfolgt. Die einzelnen Komponenten sind nicht neu, aber die genau choreografierte, räumliche Zusammenstellung weist in Richtung einer anderen Fokussierung, in der die Vergangenheit wie das Hier und Jetzt zum Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen, einer politischen Debatte werden.
Ausstellungsdauer: 23.09.2017 bis 12.11.2017
Website: www.kunstverein.de
ArtKiss-Besuch: 18.10.2017
Ausstellungsdauer: 19.03.2017 bis 13.08.2017
Website: kunst.celle.de
ArtKiss-Besuch: 06.08.2017
ArtKiss-Wertung:
Der britische Künstler Grayson Perry (geb. 1960) nutzt traditionelle Medien wie Tapisserie, Keramik und Druck, um seine Faszination mit zeitgenössischen sozialen Fragen und den oft provokativen Themen Religion, Geschlecht, Geschlecht, Politik, Klasse und Identität zu erforschen. Im Jahr 2003 gewann Perry den Turner-Preis, den renommiertesten zeitgenössischen Kunstpreis in Großbritannien.
Die Ausstellung präsentiert die bisher größte Einzelarbeit des Künstlers, eine Reihe von Tapisserien mit dem Titel „The Vanity of Small Differences“. Tapisserie ist eine Kunstform, die historisch oft verwendet wird, um die Häuser der aristokratischen Familien mit religiösen, militärischen oder mythischen Szenen zu verzieren, so dass Perry mit dem Status der Tapisserie spielt, indem er sie benutzt, um alltägliche Szenarien und Charaktere darzustellen.
Die sechs Tapisserien erzählen eine Geschichte der sozialen Mobilität des 21. Jahrhunderts in Großbritannien durch das Leben von Tim Rakewell, ein fiktiver Charakter, der von Grayson Perry geschaffen wurde. Tim ist Sohn einer Arbeiterfamilie, erhebt sich aber in den Mittelstand, indem er zur Universität geht, Geld verdient und in eine reiche Familie heiratet. Er erlebt dann die finanziellen Belastungen der Oberklassen und stirbt bei einem Autounfall tragisch.
Die Tapisserien wurden von Perrys Reisen in drei Regionen in England inspiriert, wo er verschiedene Gruppen traf, die als Arbeiterklasse, Mittelklasse und Oberschicht gelten. Seine Interviews, Fotografien, Notizen und Skizzenbuchzeichnungen seiner Reise halfen ihm, den Geschmack der verschiedenen gesellschaftlichen Kreise zu untersuchen.
Ausstellungsdauer: 12.07.2017 bis 25.08.2017
Website: www.ugbih.ba
ArtKiss-Besuch: 25.07.2017
Sadko Hadzihasanovic wurde 1959 in Bihac, Bosnien und Herzegowina geboren. Er studierte und promovierte (1982) an der Akademie der Bildenden Künste in Sarajevo, erlangte sein MFA an der Universität Belgrad (1984) und ging 1993 nach Kanada. Heute lebt und arbeitet Hadzihasanovic in Toronto.
Website: www.ugbih.ba
ArtKiss-Besuch: 25.07.2017